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    Schwierige Zeiten? Wir müssen reden!

    Eine Menge zu besprechen, gab es auf dem diesjährigen Deutschen Logistik-Kongress 2022 in Berlin. Drei Tage lang diskutierten rund 2.000 Fach- und Führungskräfte aus dem Wirtschaftsbereich Logistik darüber, wie in diesen Zeiten Lieferketten aufrechterhalten werden können und wie die Branche durch die kommenden Jahre kommt.

    Axel Novak /

    Der Charme des Logistik-Kongresses liegt darin, dass Unternehmen direkt über ihre konkreten Herausforderungen diskutieren. „Viele Themen sind drängend“, zum Beispiel der Fachkräftemangel, bestätigt Michael Krell, Head of Field Sales Land bei DB Schenker. Deshalb sei der persönliche Austausch sehr wichtig.

    Die Zeiten sind nicht einfach. Krieg und Krisen schaffen ein unsicheres politisches Umfeld. Warenströme und Wertschöpfungsketten sind im tiefgreifenden Wandel. Da komme der Logistikbranche eine bedeutende Rolle zu: „Logistik ist das Rückgrat unserer freien und freiheitlichen Gesellschaft“, betonte Prof. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Doch für das Jahr 2022 rechnen Fachleute mit einem realen Wachstum von 0,6 Prozent in der Branche.

    Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

    Ein bestimmendes Thema zog sich durch alle Foren und Veranstaltungen: Die Nachhaltigkeit in der Logistik. Mit den Dimensionen – sozial, ökologisch und ökonomisch – und regulatorischen Anforderungen wird der Druck für ein nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen in den kommenden Jahren immer stärker. Ein wichtiges regulatorisches Thema ist das Lieferkettengesetz (LkSG), das Unternehmen ab dem 1.1.2023 dazu verpflichtet, die Einhaltung von Menschenrechten auch bei Zulieferern und Lieferanten im Blick zu behalten, eine Risikoanalyse durchzuführen und jährlich die Ergebnisse an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu berichten. „Wir als Logistiker sehen uns als wichtigen Teil globaler Lieferketten und begrüßen die Einführung des Lieferkettengesetzes“, erläuterte Andrea Goeman, VP Sustainability Portfolio Management bei DB Schenker. Obwohl der personelle und administrative Aufwand für das neue Gesetz hoch ist, erhofft sich Goeman davon eine erhöhte Transparenz in globalen Wertschöpfungsketten, verstärkten Fokus auf Menschenrechte und Umweltschutz sowie eine mögliche höhere Attraktivität von Berufen in der Logistik.

    „Probleme früh erkennen und beseitigen“

    Wie stark das Thema die Unternehmen drängt, schilderte Barbara Frenkel, Beschaffungsvorstand bei Porsche. „Wir sind Zeugen eines massiven Wandels in der Autoindustrie. In den kommenden Jahren werden wir so tiefgreifende Veränderungen erleben wie in den vergangene 50 Jahren nicht mehr“, erläuterte Frenkel.

    „Unser Ziel ist es, Probleme früh zu erkennen und zu beseitigen.“ Dabei soll vor allem die Digitalisierung helfen, tausende Lieferanten im Blick zu behalten.

    Wie groß der Nutzen digitaler Verfahren sind, ist in der Branche mittlerweile bekannt: Mehr Transparenz sorgt für einen besseren Überblick und mehr Effizienz. Christian von der Schulenburg, Head of Logistics Digitalization bei Siemens, erläutert das am Beispiel seines Unternehmens

    Um die Vorzüge der Digitalisierung aber nicht nur große etablierten Unternehmen mit ihren jeweiligen Lösungen näher zu bringen, wurde vor einem Jahr die Open Logistics Foundation gegründet. Das Fraunhofer IML und vier große Partner – darunter DB Schenker – starteten die Stiftung auf dem Logistikkongress 2021, um offene, föderale Plattform-Ökosysteme zu gestalten.

    Nachwuchsmangel – ein Dauerbrenner

    Besonders spannend waren die Diskussionen zum Thema Nachwuchs und Fachkräftemangel, denn es ging um ein brisantes Thema: Junge operativ arbeitende Logistiker:innen sind immer rarer. Die Psychologieprofessorin der SRH Hochschule in Hamm, Sabrina Krauss, warf der Branche gar vor, viele Trends in Sachen Mitarbeiterbindung und Attraktivität verschlafen zu haben. Nun könnten mehr Automatisierung und technische Unterstützung kann dazu beitragen, die Branche attraktiver zu machen. Denn Exoskelette oder automatisierte Fahrzeuge könnten zumindest die Arbeitsbedingungen erleichtern. Auch ein Kulturwandel in den Unternehmen zu mehr Miteinander und mehr Fairness ist ein Weg, das Image der Branche und der vielen unterschiedlichen Jobs zu verbessern.

    Die Diskutierenden im Panel waren sich einig: Es gibt keine Einzellösung, um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu guten Jobs zu bringen. Um attraktiver zu werden für junge Menschen bleibt vor allem ein Weg: Mehr Kommunikation und Aufklärung über die Vielfalt der Jobs. „Wir haben hundert verschiedene Berufsbilder in der Branche und erklären das nicht“, sagte Christina Thurner, Vorstandsmitglied von Loxxess. Das müsse sich ändern. Schwierige Zeiten? Wir müssen eben reden!

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